Zur Eindämmung des Klimawandels ist auch der Finanzsektor gefordert. Wie die Branche durch Sustainable Finance nachhaltig und zukunftsfähig werden soll, erfährst Du hier.
Der Klimawandel stellt die Weltgemeinschaft vor immense Herausforderungen. Um die ehrgeizigen Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens zu erreichen, ist eine Kraftanstrengung von Gesellschaft und Wirtschaft gefragt – auch der Finanzsektor ist hiervon nicht ausgenommen. Das Zauberwort heißt Sustainable Finance. Was diese Nachhaltigkeitsziele für die Finanzbranche genau bedeuten und welche Konsequenzen sich für Unternehmen und Investoren daraus ergeben, liest Du jetzt.
Nachhaltigkeit durch Fokus auf Umwelt, Soziales und Unternehmensführung
Die Grundlage von Sustainable Finance ist ein EU-Aktionsplan, der auf Basis des Pariser Klimaschutzabkommens detaillierte Ziele zur Nachhaltigkeit des Finanzsektors definiert hat. So sollen die Aktivitäten von Finanzdienstleistern zukünftig dem sogenannten ESG-Prinzip folgen (Environmental, Social, Governance). Dies bedeutet konkret, dass die Unternehmen ihr Geschäft auf die Verringerung von Umwelt- und Klimaschäden, die Förderung von sozialer Teilhabe sowie eine nachhaltige Unternehmensleitung ausrichten sollen. Darüber hinaus sollen „grüne“ Finanzierungsmodelle und nachhaltige Investments in den Fokus rücken, die Umweltrisiken von Investments mehr Beachtung finden und Finanzprodukte transparenter gemacht werden. Sichergestellt wird dies einerseits durch die Europäische Bankenaufsichtsbehörde sowie durch die sogenannte Sustainable Finance-Taxonomie – ein Standard, der derzeit von der EU entwickelt wird. Mit Hilfe dieses Klassifikationssystems soll durch sechs formulierte Umweltziele definiert werden, was im Finanzsektor als nachhaltig gilt.
Finanzinstitute: Ökonomische und ökologische Ziele in Einklang bringen
Um Sustainable Finance erfolgreich umzusetzen, müssen sich Finanzdienstleister nun der Herausforderung stellen und die offiziellen Vorgaben des EU-Aktionsplans mit ihren wirtschaftlichen Interessen abstimmen. Dies betrifft sowohl die Geschäftsmodelle von Banken und Versicherungen als auch komplexe interne Strukturen wie Organisation und Unternehmenskultur. Es gilt also das Thema Nachhaltigkeit ganzheitlich anzugehen und die ökologischen Aspekte genauso in die strategische Ausrichtung des Unternehmens einzubeziehen wie die wirtschaftlichen Ziele. Notwendig wird dies nicht allein durch die Klimakrise, sondern auch durch die langfristigen Auswirkungen, die die Corona-Pandemie auf die Weltwirtschaft haben wird.
Ganz konkret sollten sich Unternehmen der Finanzbranche mit den folgenden Fragen auseinandersetzen:
- Überprüfung und ggf. Anpassung von Produkten bzw. Dienstleistungen sowie von Vertriebswegen, um nachhaltige Geschäftsfelder zu erschließen
- Überarbeitung der strategischen Ausrichtung des Geschäftsmodells in Einklang mit Sustainable Finance
- Angebot von nachhaltigen Investments
- Erfassung und Verarbeitung von Nachhaltigkeitsdaten im Zuge der erforderlichen Nachhaltigkeitsberichtserstattung
- Überprüfung der Eigenkapitalanforderungen in Bezug auf Nachhaltigkeitsrisiken
Durch die Berücksichtigung dieser Aspekte können Finanzinstitute das Susatainable Finance-Prinzip für sich nutzen, um sich von ihren Wettbewerbern abzusetzen und eventuell neue nachhaltige Geschäftsfelder für sich zu entdecken.
Investoren: Nachhaltige Investments im Blickfeld
Zur Erreichung der globalen Klimaziele müssen laut der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PWC allein in Europa in den nächsten Jahren ca. 270 Milliarden Euro mit Hilfe grüner Finanzierungsmodelle investiert werden. Haben Investoren bisher bei der Auswahl ihrer Investments insbesondere auf das richtige Verhältnis zwischen Risiko und dem zu erwartenden Ertrag geachtet, so wird gemäß Sustainable Finance über die bloßen Zahlen hinweg geschaut. Im Sinne der Nachhaltigkeit wird hier vielmehr wichtig, welche Auswirkungen das Projekt auf die Umwelt und auf soziopolitische Aspekte hat. Diese völlig neue Dimension ist zentral für die Erstellung eines Risikoertragsprofils und letztendlich für die Investitionsentscheidung.
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