Die öffentliche Verkehrsanbindung ist in vielen deutschen Dörfern meist so schlecht, dass fast jeder ein eigenes Auto besitzt. Umwelt- und ressourcenschonend ist das nicht. Das Dorf Barsikow in Brandenburg geht daher mit einem eigenen E-Dorfmobil innovative Wege in Sachen Mobilität und Carsharing – und das sehr erfolgreich.

Im Februar 2020 war es so weit. Der eigens gegründete Verein „Dorfmobil Barsikow“ schaffte mit finanzieller Unterstützung des Landkreises ein E-Auto an und richtete eine Ladeinfrastruktur sowie eine Buchungs-App ein. Für die Gebühr von 1,99 Euro pro Stunde plus 10 Cent pro Kilometer kann das Auto von den Dorfbewohnern genutzt werden. Im Anschluss an die Fahrt soll es an der Ladestation wieder aufgeladen werden – die Abrechnung erfolgt über den Bordcomputer. Dieser synchronisiert sich regelmäßig mit der App, sodass die Nutzer über die Buchungsauslastung des Autos immer auf dem neuesten Stand sind.  

Mehr Mobilität und weniger Umweltbelastung

Im verkehrstechnisch schlecht angebundenen Barsikow soll das Dorfmobil die Mobilität der Menschen im Ort erleichtern, z. B. wenn sie zum Einkaufen oder zum Arzt müssen oder einfach mal einen Ausflug am Wochenende unternehmen wollen. Die sehr niedrigen Nutzungsgebühren machen das Dorfmobil zudem langfristig günstiger als die Anschaffung und den Unterhalt eines Autos.  Zwar besitzen viele Einwohner des Dorfes auch eigene Fahrzeuge, doch diese stehen etwa 95 Prozent der Zeit ungenutzt herum. Das Ziel des Barsikower Carsharing ist daher die Einsparung von Rohstoffen sowie die Reduzierung der Umweltbelastung, die die Produktion von Autos mit sich bringt. Zusätzliches Plus: Barsikow setzt mit seinem Dorfmobil auf Elektromobilität aus lokal erzeugtem Ökostrom und ermöglicht den Nutzern Fahrten von bis zu 300 km ohne Nachladen – gerade für Kurzstrecken in der Region die ideale Mobilitätslösung.

So sieht es aus, das Dorfmobil von Barsikow. (Quelle: www.dorfmobil.barsikow.de)
Herausforderungen: Digitale Kommunikation und Pandemie

Da die Buchung des Dorfmobils ausschließlich über die eigene App per Smartphone funktioniert, gibt es gerade bei den älteren Bewohnern in Barsikow Vorbehalte und Hemmungen. Diese wurden nach Ausbruch der Corona-Pandemie im März noch verstärkt, da die persönliche Unterstützung durch die Arbeitsgruppe des Dorfvereins nicht mehr so einfach möglich war und auch die Mobilität im Dorf nachließ. Dementsprechend gingen in den vergangenen Monaten die Nutzungszahlen des Dorfprojekts nach einem guten Start deutlich zurück. Doch dank eines eigenen Hygienekonzepts und des Durchhaltevermögens des Vereins konnte das Jahresziel von 10.000 Nutzern bereits Ende Oktober erreicht werden.

Sharing und E-Mobilität sollen in Barsikow Normalität werden

„Wenn der erste Barsikower sein Auto abschafft, haben wir es geschafft“, sagt Vereinsvorsitzende Anna Funke mit Blick auf die langfristigen Ziele des Dorfvereins Barsikow. Das Konzept Carsharing stellt die Dorfbewohner vor neue Herausforderungen – von dem Umgang mit Apps und Online-Zahlungen bis hin zur Gewöhnung an E-Mobilität und an Sharing des Dorfmobils als Teil der Infrastruktur. Doch hier soll für das Projekt noch nicht Schluss sein: Der Dorfverein Barsikow plant außerdem eine Erweiterung für Einwohner, die nicht selbst Auto fahren können. Diese haben bald die Möglichkeit, das Auto plus Fahrer zu buchen. Außerdem haben andere Dörfer im brandenburgischen Umland das Barsikower Erfolgsmodell genau beobachtet und wollen dem Beispiel in naher Zukunft folgen.

Bildquelle: Adobe Stock / scharfsinn86

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