In deutschen Haushalten werden jedes Jahr etwa sechs Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Blanker Irrsinn! In diesem Beitrag findest Du praktische Tipps, wie Du mit Lebensmitteln nachhaltig umgehen und Verschwendung vermeiden kannst – Zauberwort Foodsharing!
1. Gute Planung ist alles
Hört sich einfach an? Ist es auch. Überlege Dir am besten im Voraus einen Speiseplan für die Woche bzw. was und wieviel Du dafür einkaufen musst. Klingt vielleicht spießig, hilft aber wirklich Überschuss zu vermeiden. Und es gibt geniale Apps, die die Sache ganz einfach machen. Mit Paprika kannst Du z. B. Rezepte Deiner Lieblingswebsites herunterladen, intelligente Einkaufslisten erstellen, Deinen Essensvorrat im Überblick behalten und Deine Mahlzeiten planen. Die App Kitchen Stories liefert Dir Kochinspiration für jeden Wochentag, Du kannst an Hand von Restzutaten nach Rezepten suchen und ebenfalls Einkaufslisten erstellen.
Eine gute Möglichkeit ist es auch, vorgekochte Speisen für hektische Tage einzufrieren. Dein Credo sollte immer lauten: Lieber mehrmals einkaufen gehen, als nur einen Großeinkauf pro Woche zu machen. Denn bei einem Großeinkauf verliert man schnell den Überblick und kauft möglicherweise zu viele frische Lebensmittel, die man gar nicht alle verarbeiten kann, bevor sie verderben. Regionales und saisonales Obst und Gemüse sind meist die bessere Wahl, da diese länger haltbar sind und einen klimafreundlicheren Transport hinter sich haben.
2. Kühl, trocken oder dunkel? So geht richtig lagern
Die richtige Lagerung von Lebensmitteln ist entscheidend für ihre Haltbarkeit. Während Milchprodukte, Fleisch, Wurst und frische Teigwaren direkt in den Kühlschrank gehören, ist es bei Obst und Gemüse unterschiedlich. Regionale Obstsorten wie Äpfel oder Kirschen sollten kühl und importierte Früchte wie Bananen, Orangen oder Kiwis nicht im Kühlschrank gelagert werden. Bei Gemüse vertragen nur Kartoffeln, Tomaten und Kürbis die Kälte eines Kühlschranks nicht – bei allen anderen ist dies unbedenklich. Brot sollte idealerweise in einem Brotkorb aufgehoben werden, am besten in Bäckertüten. Das schützt vor Schimmel und schnellem Austrocknen. Auf der Website des Bundeszentrums für Ernährung findest Du eine genaue Übersicht.
3. Mindestens haltbar bis …
Unglaublich, aber wahr. Ein Großteil der Lebensmittel, die unnötig in der Mülltonne landen, werden ungeöffnet weggeworfen und zwar wegen eines erreichten Mindesthaltbarkeitsdatums. Dabei ist dieses aufgedruckte Datum nur eine Richtlinie. Das Produkt kann bis zu diesem Tag und meist auch einige Tage, manchmal sogar Wochen danach noch bedenkenlos verzehrt werden. In der Regel hilft öffnen und Zustand und Geruch der Lebensmittel prüfen. Vertrau auf Dein Gefühl und nicht auf irgendein schon vorher Pi mal Daumen festgelegtes Datum!
Too Good To Go hat dazu die Initiative „Oft länger gut“ ins Leben gerufen. Hier drucken Produzenten von Lebensmittel unter das MHD den Hinweis „Oft länger gut“ auf und versuchen beim Verbraucher so das Bewusstsein zu schärfen, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum kein Wegwerfdatum ist. Noch mehr Infos dazu gibt es im Film:
4. Zu gut zum Wegschmeißen
Das Unternehmen Too Good to Go kümmert sich aber nur nebenbei um das Mindesthaltbarkeitsdatum. Die eigentliche Geschäftsidee besteht darin, überschüssiges Essen von Gastronomiebetrieben zu retten. Überproduktionen lassen sich in der Gastronomie leider kaum vermeiden. Dieses Essen landet bei Too Good to Go in der sogenannten Wundertüte – einer Restebox. Diese kannst Du kurz vor Ladenschluss bei teilnehmenden Restaurants, Bäckereien oder Mittagsbuffets kaufen. So bekommst Du leckeres Essen zum reduzierten Preis (schon ab 2 Euro) und die Betriebe verschwenden weniger und schonen somit die Umwelt.
5. Reste verwerten
„Wirf Reste nicht in die Tonne, sondern in die Pfanne!“ – so lautet das Motto von „Zu gut für die Tonne“, einer Initiative des Bundeministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Hier findest Du neben vielen Tipps zum nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln zahlreiche Rezeptideen, um aus Resten leckere und kreative Gerichte zuzubereiten. Egal ob Du Fleischreste vom letzten Grillabend in einer Reis- oder Nudelpfanne verwertest oder überreifes Obst in einem fruchtigen Smoothie – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
6. Essen für alle
In Deutschland gibt es außerdem einige Vereine und Initiativen, die sich für das Teilen von Lebensmitteln einsetzen. Die bekanntesten sind sicherlich die Tafel, die in zahlreichen deutschen Städten überschüssige Lebensmittel von Supermärkten und Unternehmen an Bedürftige verteilt, sowie die Initiative foodsharing. Über diese Online Community können sowohl private Haushalte als auch Händler Lebensmittel für Vereine, Suppenküchen oder Privatpersonen spenden – alles nach dem Leitspruch „Verwenden statt verschwenden“.
7. Nicht verbrauchte Lebensmittel verschenken
Du fährst in den Urlaub, dein Kühlschrank ist aber noch halb voll? Du hast Dir etwas gekauft, das Dir nicht schmeckt? Die Läden haben zu und Dir fehlt noch eine Zutat für Deinen Kuchen? Lebensmittel mit einer Community in deiner nahen Umgebung teilen – das geht mit der App UXA. Hier ist Foodsharing mit nur wenigen Klicks möglich. Foto machen, Haltbarkeitsdatum eintragen und hochladen. Noch ist die App im Aufbau, aber je mehr Nutzer teilnehmen, desto besser wird das System funktionieren. Also: Mitmachen!
8. Der Supermarkt für Reste-Rettung
Es gibt Lebensmittel die z. B. die Tafel nicht von Großhändlern oder Produzenten abholt: Das sind etwa größere Produktmengen, ausgefallene Produkte sowie Pfandartikeln oder Alkohol. All das rettet SIRPLUS. Das Start-up hat einen Onlineshop und mehrere Rettermärkte in Berlin und plant ein deutschlandweites Franchise-System. SIRPLUS überprüft seine Produkte mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum außerdem sensorisch. Nur das was wirklich noch gut ist, kommt in den Handel.
9. Auch mal krumm und schief
Das Essens-Verschwendungs-Übel packt Etepetete sozusagen direkt an der Wurzel: Ein erheblicher Teil einer Ernte bleibt ausschließlich aufgrund seines Aussehens auf dem Feld liegen, wird vernichtet oder zur Energiegewinnung zweckentfremdet. Etepetete hat ein Herz für sämtliches Obst und Gemüse vom Bio-Bauern, das nicht der Norm entspricht. Der Verbraucher kann sich dann Gemüse-Kisten in selbst gewählten Intervallen nach Hause senden lassen – umweltfreundlich verpackt und CO2-neutral verschickt.
10. Wertschätzung steigern, gemeinsam anbauen
Die Idee nennt sich „solidarische Landwirtschaft“. Es geht darum, dass Verbraucher keine Lebensmittel kaufen, sondern einen gemeinsamen landwirtschaftlichen Betrieb finanzieren. Die Verbraucher zahlen meistens im Voraus monatlich an den Solawi-Betrieb. Der Erzeuger ist dadurch unabhängig, unterliegt keinen Marktzwängen und kann bedürfnisorientiert wirtschaften. Das heißt, es gibt keine Überproduktion und der Anbau und die Tierhaltung erfolgen im Einklang mit der Natur. In manchen Solawis gehen die Verbraucher ein paar Mal im Jahr mit aufs Feld und helfen dem Landwirt zum Beispiel mit der Ernte. So entsteht ein ganz anderes Verhältnis zu den Lebensmitteln, die wir täglich verbrauchen.
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