Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung durch Teilen – das ist der Grundgedanke der Sharing Economy. Doch je beliebter Sharing-Modelle werden, desto häufiger wird Kritik laut, dass die ursprüngliche Definition zu einem Mythos verkommt und sich alles nur noch ums Geschäft dreht.
Das Sharing Prinzip – darum geht es
Bei der Sharing Economy geht es im Kern darum, materielle Dinge wie Produkte, Dienstleistungen oder auch Wohnraum gemeinsam und effizient zu nutzen und so Ressourcen langfristig zu schonen. Der Begriff „Sharing is Caring“ stellt die Uneigennützigkeit des Teilens in den Vordergrund. Wie in einer WG werden vorhandene Güter geteilt – und zwar ohne jegliche Form der Gegenleistung. Doch von dieser Grundidee ist im Zuge der Entwicklung der auf Profit ausgerichteten Sharing Economy mit zahlreichen innovativen Online-Plattformen nicht mehr viel übriggeblieben.
Das Geschäft mit der Nachhaltigkeit
Wie der Name schon sagt ist aus der Sharing Economy in der Zwischenzeit ein richtiges Geschäft geworden. Bei großen Unternehmen wie Uber oder Airbnb geht es nur vordergründig um das soziale Teilen – eigentlich werden mehr und mehr kommerzielle Anbieter von Unterkünften oder Fahrdienstleistungen mit Verbrauchern gegen Gebühr zusammengebracht. In diesem Zuge geht es dann nicht darum weniger zu besitzen oder zu produzieren. Die Zahl der materiellen Güter, die geteilt werden, steigt – eben um der Nachfrage am Markt gerecht zu werden. Von Nachhaltigkeit ist also in diesen Fällen kaum mehr eine Spur …
Klimaschutz durch Sharing? Eher nicht
Durch die nachhaltige Nutzung von Dingen soll auch die Verknappung von Ressourcen verhindert und somit die Umwelt geschützt werden. Doch je kommerzieller bestimmte Angebote der Sharing Economy werden, desto mehr negative Auswirkungen sind auch für das Klima zu beobachten. Ein Beispiel hierfür sind die verschiedenen Möglichkeiten, Transportmittel zu teilen, wie z. B. Carsharing, Uber oder E-Scooter. Vom Prinzip her sollen all diese Modelle den Verkehr in Städten und somit auch die Emissionen entlasten. Studien zeigen jedoch, dass die Anzahl der Fahrten etwa in den USA durch Anbieter wie Uber oder Lyft zugenommen hat und auch die vielfach von Touristen genutzten E-Roller den Autoverkehr nicht ersetzen. Autos von Carsharing-Anbietern werden inzwischen häufig für innerstädtische Strecken genutzt, die früher mit dem Fahrrad, Bus oder Bahn zurückgelegt wurden. Außerdem gibt es trotz der sehr präsenten Flotten keinen Rückgang bei der Anzahl eigener Autos. Klimaschutz? Fehlanzeige.
Sozialer Gedanke im Sharing Business
Auch der soziale Aspekt rückt bei der Entwicklung der Sharing Economy nach und nach in den Hintergrund. Die Konkurrenz durch eine steigende Zahl von kommerziellen Sharing-Anbietern, die Verbraucher mit Dumpingpreisen locken, schadet langfristig der Wirtschaft und hier insbesondere der Hotel- und Taxibranche. Der Konsum wird durch kommerzialisiertes Sharing mit seinen leicht zugänglichen und günstigen Angeboten nicht weniger, sondern mehr. Besonders spürbar sind die sozialen Auswirkungen beim profit-orientierten Sharing von Unterkünften durch Anbieter wie Airbnb: Neben knapper werdendem Wohnraum sorgen die günstig vermieteten Wohnungen für steigende Mieten. Und auch die Wohngegenden passen sich in Sachen Infrastruktur immer mehr den Touristen an und sorgen so für zunehmenden Unmut in der Nachbarschaft.
Die Zukunft des Sharing – Positive Beispiele
Trotzdem hat die Bewegung der Sharing Economy auch viel Positives gebracht. Man könnte sogar von einer Veränderung der Gesellschaft sprechen. Natürlich gibt es das Teilen von Dingen schon viel länger: Wohngemeinschaften, Büchereien und Fahrgemeinschaften gab es auch schon vorher. Aber die Digitalisierung hat das Teilen einfacher gemacht. Themen wie Crowdfunding oder Foodsharing werden immer bedeutender. Und dahinter steckt kein großer Konzern, der hauptsächlich davon profitiert. Auch das Leihen von Fahrrädern in Städten wird immer beliebter und schont die Umwelt. Es gibt also durchaus Hoffnung, dass das Thema Sharing endlich zum Nutzen für die Menschheit wird und nicht nur zum Nutzen von einzelnen Firmen. Der Trend jedenfalls zeigt in diese Richtung: Eigentum ist nicht mehr so wichtig, wie noch vor 20 Jahren. Kaufte man früher DVDs oder CDs, die teilweise zu ganzen Sammlungen wurden, besitzt man heute ein Abo bei Netflix oder Spotify. Wichtig ist jetzt also, diese Entwicklung in eine positive Richtung zu lenken und den Fokus wieder auf den Grundgedanken der Sharing Economy zu richten: Teilen um Ungenutztes nutzbar zu machen und damit Ressourcen zu schonen.
Auch wir von Palitree versuchen hier einen Beitrag zu leisten: Als privates Übernachtungsnetzwerk geht es bei uns nicht darum möglichst viel Geld herauszuholen, sondern Ferienwohnung oder ein Zimmer günstig an Menschen zu vermieten, denen man vertraut, weil man sie zumindest über mehrere Ecken kennt. Genaueres erfährst du in unserem Artikel „Die Entwicklung der Sharing Economy und was Palitree anders macht“.
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